Mitteilung

15.06.2023

Pressemitteilung

Eröffnung der Ausstellung „Ungehört – Die Geschichte der Frauen. Flucht, Vertreibung, Integration“

Das Haus des Deutschen Ostens München (HDO) und die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Sylvia Stierstorfer, MdL, als Schirmherrin eröffneten die Ausstellung mit dem Titel: „Ungehört – Die Geschichte der Frauen. Flucht, Vertreibung, Integration“ am 15. Juni 2023 im Haus des Deutschen Ostens München.

Die Geschichte der deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge ist auch mit dem Schicksal der Frauen verbunden, deren Stimmen jedoch oft ungehört blieben. Die Ausstellung beschreibt Flucht, Vertreibung und Integration erstmals aus weiblicher Sicht.

Sylvia Stierstorfer, MdL, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene betonte: „Die Geschichte der Frauen muss einfach erzählt werden. Bis heute ist sie zu oft ungehört geblieben. Viele haben nicht darüber geredet, andere hätten es gerne, aber es wurde ihnen nicht zugehört. Die Zeitzeuginnen, die heute unter uns sind, haben bestätigt, wie wichtig es ist, hinzuschauen und zuzuhören! Ich möchte mich herzlich bei den sechs Zeitzeuginnen, die aus unterschiedlichen Regionen des östlichen Europa stammen, für ihren Mut bedanken, uns heute über ihr Schicksal zu berichten! Mein Dank geht aber auch an Herrn Prof. Dr. Weber, der diese Ausstellung konzipiert hat und an Frau Prof. Dr. Neri-Ultsch als Kuratorin: Sie haben hier etwas Einzigartiges geschaffen!“

Prof. Dr. Andreas Otto Weber, Direktor des Hauses des Deutschen Ostens München ergänzt: „Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten Millionen von Deutschen ihre Heimat im östlichen Europa verlassen. Der Heimatverlust betraf alle, doch es waren vor allem Frauen, die sich als erste auf den Weg machen mussten. Mütter und Großmütter, Schwestern und Tanten – zusammen mit Kindern und Alten begaben sie sich auf die Reise ins Ungewisse. Das Verlassen der Heimat war keine geplante Ausreise. Viele Frauen mussten in Eile alles Wichtige zusammenpacken und all ihre Kräfte darauf verwenden, Sicherheit und Nahrung für die Familie zu organisieren und sich selbst und die Töchter vor sexuellen. Übergriffen zu schützen. Dabei blieb oft die enge Mutter-Kind-Beziehung auf der Strecke. Am Ende des beschwerlichen Weges stand zumeist das Leben in sehr beengten Verhältnissen – in Flüchtlingslagern, Bauernhöfen oder Privatwohnungen. Es kam zu Konflikten bei der Einquartierung und zu Nahrungsmittelknappheit. Oft lastete die Hauptverantwortung auf den Schultern der Frauen. Dann mussten sie sich in der neuen Heimat integrieren – in Gesellschaft und Arbeitsmarkt. Jede Frau verarbeitete den Heimatverlust individuell: In den Landsmannschaften, durch Heimatreisen, in Kunst und Literatur Viele kamen über das Trauma von Flucht und Vertreibung nie hinweg. Um diese individuellen Lebenswege sichtbar zu machen, stellen wir die Aussagen unserer Zeitzeugen daher in den Mittelpunkt unserer Ausstellung“.

Die Zeitzeuginnen Ria Schneider aus der Batschka, Emma Weis und Friederike Niesner aus Mähren, Gertrud Müller aus Oberschlesien, Rosmarie Becker aus Pommern und Edith Gleisl aus Ostpreußen stehen exemplarisch für die vielen Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten. Ihre Wege durch die Kriegs- und Nachkriegsgeschichte weisen Gemeinsamkeiten auf – und sind doch für sich genommen ganz besonders. Die Ausstellung möchte diese Geschichten ans Licht bringen und den Fokus auf die bedeutende Rolle lenken, die Frauen in diesem historischen Kontext gespielt haben.

Nach dem offiziellen Teil der Eröffnung kamen die Besucher ins Gespräch mit den Referenten und Zeitzeuginnen. Alle waren sich einig, dass diese Ausstellung die Menschen zum Nachdenken, manchmal auch zum Staunen, ganz sicher aber ins Gespräch bringt.

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