Mitteilung
Heimat als Grundlage einer gemeinsamen Zukunft
Sylvia Stierstorfer besuchte mit Prag, Pilsen und Aussig das Herz Europas
Nachdem sie im Mai 2019 erstmals als Beauftragte der Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene Tschechien besucht hatte, führte Sylvia Stierstorfer, MdL, ihr Weg vom 29. Juni bis zum 1. Juli 2022 abermals nach Böhmen. Schwerpunkte ihrer Gesprächs- und Begeg-nungsreise in die alte Heimat des Vierten Stamms Bayerns, der Sudetendeutschen, waren heuer der Umgang mit der gemeinsamen Vergangenheit, der Dialog mit den Heimatverblie-benen und ihren Verbänden sowie der Blick in die Zukunft in Form eines Ausbaus des Schüler- und Jugendaustauschs zwischen beiden Ländern und des Sprachunterrichts.
Im Anschluss an die Begrüßung durch den deutschen Botschafter in Tschechien, Andreas Künne, und des Leiters der dortigen Bayerischen Repräsentanz, Dr. Hannes Lachmann, führte die Beauftragte eine Reihe politischer Gespräche zum aktuellen Stand der bayerisch-tschechischen Beziehungen, der Situation der verbliebenen deutschen Minderheit und zu der Frage, wie sich Jugendaustausch und wechselseitiger Sprachunterricht in den Schulen ausbauen lassen. Unter anderen traf sie auf Prof. Helena Válková, Vorsitzende des Immunitätsausschusses im Tschechischen Abgeordnetenhaus und ehemals Regierungsbeauftragte für Menschenrechte sowie den Abgeordneten Hayato Okamura, Vorsitzender des Unterausschusses für nationale Minderheiten, den Leiter des Sudetendeutschen Büros in Prag, Peter Barton, und weitere Verbandsvertreter.
In Gesprächen mit Martin Dzingel, Vorsitzender der Landesversammlung der Deutschen in der Tschechischen Republik und Lucie Tarabová, Geschäftsführerin von „Tandem“, Koordinierungszentrums bayerisch-tschechischer Jugendaustausch, in Pilsen, ging es vor allem um die Frage, wie sich Lehrer für den muttersprachlichen Deutschunterricht in den Grenzgebieten gewinnen lassen, und der die Sprachkompetenz wie auch das gegenseitige Kennenlernen fördernde Austausch in Kindergärten und Grundschulen ausgebaut werden kann. Stierstorfer zeigte sich erfreut darüber, was bereits erreicht wurde, hofft angesichts des Interesses aber, dass sich beide Seiten künftig noch stärker in diesem Bereich engagieren.
Besorgt zeigte sie sich dagegen von den Plänen des tschechischen Bildungsministeriums, die Schülerinnen und Schüler künftig nicht mehr auf den Unterricht in einer zweiten Fremdsprache zu verpflichten, wovon vor allem der Deutschunterricht betroffen sein dürfte.
„Das wäre gerade in Anbetracht der zunehmenden wirtschaftlichen und kulturellen Verflechtung unserer Länder und des wachsenden Vertrauens zwischen den Menschen ein Schritt, der sich auch auf die grenzüberschreitende Verständigung auswirken könnte. Ich hoffe daher, dass das Bildungsministerium in Prag diesen noch einmal überdenkt“, so die Beauftragte. Indessen verfüge man mit dem europaweit einzigartigen Studiengang „Bayern-Studien“ an der Universität Pilsen dort über ein akademisches Bindeglied zum Freistaat und zur Univer-sität Regensburg, das den Studierenden großartige Möglichkeiten eröffne, wie Stierstorfer im Anschluss an die feierliche Verleihung der Diplome in Schloss Kozel in einem Meinungs-austausch mit den Absolventen befand.
Sehr beeindruckt zeigte sich der Gast aus Bayern auch von der Ausstellung „Unsere Deutschen“ im Stadtmuseum in Aussig. Geführt von Dr. Petr Koura, sah Stierstorfer hier eine auf tschechischem Boden bislang einmalige Exposition, in der nicht nur die Geschichte der Su-detendeutschen geschildert, sondern auch ihr Beitrag zum Werden der einst gemeinsamen Heimat in den böhmischen Ländern gewürdigt wird. „Vor wenigen Jahren wäre eine solche Ausstellung das noch nicht denkbar gewesen, und das zeigt, dass unsere Völker heute ei-nander so nahe sind wie selten zuvor. Es bleibt aber noch viel zu tun, denn das Wissen übereinander ist sicher noch ausbaufähig. Hier setze ich vor allem auf die Brückenfunktion der Sudetendeutschen und auf eine junge Generation, die sich diesseits der Grenze mehr und mehr für die Wurzeln ihrer Groß- und Urgroßeltern und in Tschechien für die deutschen Spuren ihrer Heimat interessiert“, so das positive Schlussfazit der Beauftragten.